Erste Orientierung

Wenig überraschend öffnen sich nach einer Promotion neue Türen, andere schließen sich. So ist die Promotion einerseits Voraussetzung für eine akademische Laufbahn hin zu einer Professur und in einigen Branchen für eine Führungsposition. Andererseits gibt es Branchen, in denen Sie mit einem Doktortitel als formal überqualifiziert gelten.
Je nach Fach gibt es ein breites Spektrum von Möglichkeiten innerhalb oder außerhalb von Forschung und Lehre eine spannende Tätigkeit zu finden, die zu Ihnen passt: Eine Karriere in der Wissenschaft ist dabei nicht die einzige Option. Dazu ist es wichtig sich selber gut zu kennen sowie auch mögliche 'Zielbranchen' und die Sicht dieser Branchen auf Sie und Ihre Promotion. Wie ein solcher Abgleich aussehen könnte, kann Ihnen die Publikation "Perspektiven nach der Promotion" des Universitätsverbandes zur Qualifizierung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland (UniWinD) e. V. zeigen. Diese finden Sie unter: https://www.uniwind.org/publikationen/publikationsreihe.
Nicht zuletzt gilt: Eine Promotion bringt mehr als einen Titel, nämlich eine Reihe von Kompetenzen, mit denen Sie nicht nur auf einen Plan A oder einen Plan B festgelegt sind!
Als Postdocs gelten - grob gesagt - promovierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich in der Regel mit dem Ziel der Berufbarkeit weiterqualifizieren. Ein einheitliches Verständnis gibt es aktuell weder international noch national oder aufgrund unterschiedlicher Fachkulturen innerhalb einzelner Universitäten. Auch Habilitierende gelten in der Regel als Postdocs, wobei ihr Status als Habilitierende durch eine Habilitationsordnung rechtlich geregelt ist.
Welche Definition man auch zugrundelegt, werden mit der Postdoc-Phase Aufgaben und Entwicklungsziele verbunden. Auf dem Weg zur Professur wird dabei z. B. eine zunehmende wissenschaftliche Unabhängigkeit von den Promovierten erwartet. Der Universistätsverband zur Qualifizierung des Wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland (UniWiND) e. V. gliedert die Postdoc-Phase in drei Abschnitte:
Frühe Postdoc-Phase
In dieser ca. zwei Jahre dauernden Orientierungsphase geht es darum, zu reflektieren, welcher Weg für Sie in Frage kommt, und ob Sie in der Lage und willens sind, die Anforderungen in den notwendigen Qualifizierungsbereichen zu erfüllen, wenn Sie eine Berufbarkeit anstreben.
Profilierungsphase
Sowohl in wie auch nach der Profilierungsphase stehen den Postdocs theoretisch zahlreiche Wege offen. So kann die Profilierung sowohl auf dem klassischen Weg der Habilitation erfolgen. Theoretisch möglich sind aber auch Nachwuchsgruppenleitungen, Junior- oder Tenure-Track-Professuren sowie weitere drittmittelfinanzierte Stellenkonstruktionen, die einer Weiterqualifizierung dienen. Nach der Profilierungsphase sind Arbeitsfelder innerhalb oder außerhalb der Wissenschaft sowie im Intermediärbereich (Institute, forschende Unternehmen etc.) denkbar.
Berufungsphase
Wenn Sie die formalen Voraussetzungen erfüllen, können Sie sich auf Professuren und Lehrstühle bewerben.
Das DZHW hat im Februar 2020 die Ergebnisse der Promovierenden-Studie Nacaps online über ein Datenportal zur Verfügung gestellt. Unter nacaps-datenportal.de können Auswertungen der mit mehr als 20.000 Teilnehmenden bislang größten Promovierenden-Befragung Deutschlands abgerufen werden. Das Portal bietet einen Überblick über die Promotionsbedingungen, Karriereabsichten und allgemeinen Lebensbedingungen Promovierender.
Die Ergebnisse werden in dem Portal in Form von Indikatoren präsentiert. Diese sind in sieben Themenbereiche gruppiert:
- Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen
- Betreuungssituation
- Art- und Struktur der Promotion
- Promotionsmotive und Promotionsverlauf
- Karrierewege- und Perspektiven nach der Promotion
- Mobilität
- Lebenssituation und persönlicher Hintergrund
Über Nacaps
Nacaps ist eine Längsschnittstudie über Promovierende und Promovierte des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung und wird seit 2017 aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert. Die Studie untersucht mithilfe jährlich stattfindender Online-Befragungen die Promotionsbedingungen, Karriereabsichten und Karriereverläufe sowie die allgemeinen Lebensbedingungen Promovierender. Nacaps wird in Kooperation mit über 50 promotionsberechtigten Hochschulen durchgeführt. Auch die Universität Passau hat an der Befragung teilgenommen.

Wenn Sie sich in der frühen Postdoc-Phase dazu entschlossen haben, sich für eine Professur zu qualifizieren zu wollen, stehen Ihnen - je nach Fachkultur und Verfügbarkeit - unterschiedliche Wege zur Verfügung. Diese sind (vereinacht)
- Postdoc-Stelle (zur Erlangung habilitationsäquivalenter Leistungen)
- Habilitation
- Leitung einer Nachwuchsgruppe
- Juniorprofessur
- Tenure-Track-Professur
Das deutsche Wissenschaftssystem ist insofern flexibel, als Sie sich z. B. auch von einer Postdoc-Stelle auf andere Qualifizierungsstellen bewerben können. Ausschlaggebend ist dabei jeweils, welches akademische Alter Voraussetzung ist. Insbesondere das neue Intrument der Tenure-Track-Professur zielt auf Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler in einem frühen Karrierestadium. Konkrete Regelungen können dabei je nach Mittelgeber, Bundesland und Hochschule abweichen.
Insbesondere, wenn es um weitere Möglichkeiten, strategische Erwägungen, konkrete Regelungen, Varianten und die Einwerbung von Stellen geht, stehen Ihnen das Graduiertenzentrum und die Forschungsförderung beratend zur Seite.
Die Habilitation dient der förmlichen Feststellung der Lehrbefähigung (Facultas Docendi) und ist in vielen Fächern die formale Voraussetzung für Berufbarkeit auf eine Professur. Was konkret die Anforderungen an ebendiese Lehrbefähigung sowie Ihre wissenschaftliche Selbständigkeit sind, ist von Fach zu Fach unterschiedlich: Sprechen Sie hierzu Ihre Mentorinnen und Mentoren an.
Bei der Habilitation ist die Benennung des Fachs, für das Sie sich habilitieren, zentral, da es später Einfluss auf Ihre Bewerbungsmöglichkeiten nimmt. Eine Habilitation ist an allen Fakultäten der Universität Passau möglich. Einzelheiten regeln die jeweiligen Habilitationsordnungen. Bei Fragen zu zu diesen wenden Sie sich bitte an die jeweiligen Dekanate.
Im Anschluss an die Habilitation können Sie eine Lehrbefugnis (Venia Legendi) beantragen. So erhalten Sie die Berechtigung Ihrer Fakultät, eigenständige Lehre abzuhalten. Zugleich geht damit die Verpflichtung einher, sogenannte Titellehre abzuhalten, damit Ihre Lehrbefugnis aufrechterhalten bleibt.
Je nach Fach gibt es eventuell auch andere Wege zur Professur.
Um berufbar zu werden, müssen Postdocs ein Portfolio aufbauen, das folgende Bereiche (in alphabetischer Reihenfolge) umfasst:
- Auslandsaufenthalte und internationale Kooperationen
- Betreuung (Studierende, Promovierende)
- Drittmitteleinwerbung (Aufbau eines Track Records)
- Forschung
- Führungserfahrung (von Hilfskräften über Mitarbeitende)
- Gremienarbeit
- Lehre
- Netzwerk
- Preise und Auszeichnungen
- Publikationen
- Vorträge
- Wissenschaftsmanagement (z. B. mit eingeworbenen Projekten)
Wie konkrete Anforderungen - etwa an Breite und Tiefe Ihrer Fachkenntnisse oder den Umfang Ihrer Lehrerfahrungen - aussehen, ist fachspezifisch sehr unterschiedlich. Hier können Ihnen Ihre Mentorinnen und Mentoren die zuverlässigsten Informationen geben.
Für Postdocs sind mittlerweile einige einschlägige Publikationen erschienen, die Sie bei der Reflexion und Planung unterstützen können:
- Kauhaus, Hanna; Hochheim, Evelyn (Hg.) (2017): Qualifizierung in der Postdoc-Phase. Online verfügbar.
- Müller, Mirjam (2014): Promotion - Postdoc - Professur. Karriereplanung in der Wissenschaft. Frankfurt am Main, New York: Campus.
Neben der Laufbahn an einer Universität, die sich vor allem der wissenschaftlichen Forschung und Lehre widmet, könnten für Sie auch Fachhochschulen bzw. Hochschulen für angewandte Wissenschaften mit ihrer stärker anwendungsorientierten Ausrichtung attraktiv sein. Ausschlaggebend ist hier natürlich, ob Ihr Fach an Hochschulen vertreten ist.
Wenn Sie eine Professur an einer Hochschule anstreben, genügen in der Regel eine Promotion sowie einschlägige mehrjährige Berufserfahrung außerhalb der Hochschule. Auch hier ist die Lehrbefähigung (allerdings in der Regel nicht nachgewiesen durch eine Habilitation) Voraussetzung für die Berufbarkeit.
Angesichts vielfältiger Karrierewege innerhalb und außerhalb der Wissenschaft möchte das Graduiertenzentrum Ihnen die Möglichkeit geben, Ihren individuellen Standort zu bestimmen und Sie dabei unterstützen, gezielt Karriereoptionen für sich zu entwickeln. Wenn Sie sich z. B. in der Postdoc-Phase neu orientieren wollen, können Sie mit uns u. a. an folgenden Themen arbeiten:
- Motivations- und Werteklärung
- Biografie- und Karriereanalyse
- Interessen-, Stärken- und Kompetenzanalyse
Lesen Sie mehr zu Details unseres Beratungsangebots.
Bei Konfliktfällen im Rahmen Ihres Betreuungsverhältnisses können Sie sich an unsere Ombudspersonen wenden.
Für Nachwuchswissenschaftlerinnen bietet das Frauenbüro ein Coaching an: Um die Frauenanteile bei Promotionen, bei Postdocs und Habilitationen zu erhöhen, sollen Nachwuchswissenschaftlerinnen insbesondere in Übergangsphasen zwischen Master bzw. Staatsexamen und Promotion sowie Promotion und Postdoc-/Habilitationsphase individuelle Coachings in Anspruch nehmen können. Postdoktorandinnen und Habilitandinnen sollen die Coachings auch nutzen können, um die erfolgreiche Bewerbung um eine Professur vorzubereiten.
Mit dem Diversity-Mentoring-Programm mentUP* will die Universität Passau Mitglieder von Gruppen, die in Universitäten und Führungspositionen bisher unterrepräsentiert sind, bestmöglich fördern und integrieren.
Eventuell finden Sie auch ein passendes Angebot
- bei anderen Service- und Beratungsstellen,
- bei einschlägigen Gremien,
- an den Dekanaten der Fakultäten (Fachstudienberatungen und Beratung der Dekanate zu fakultätsspezifischen Fragen.
Bewerbungen auf und Berufungsverfahren für Professuren sind ein komplexer und mitunter langwieriger Prozess, bei dem es viele formale, rechtliche und inhaltliche Faktoren zu berücksichtigen gilt. Diese sind je nach Fach auch noch unterschiedlich.
Zum einen kann Sie Ihr Netzwerk, insbesondere Ihre Mentorinnen und Mentoren beraten und Erfahrungen mit Ihnen teilen. Darüber hinaus bietet der Deutsche HochschulverbandSeminare und rechtliche Beratung zu Themen rund um die Berufung an.
Bitte beachten Sie folgende Hinweise, falls Sie Ihre Habilitation in Zusammenarbeit mit einem Unternehmen oder einer anderen Institution anfertigen:
- Bitte klären Sie vor Beginn der Habilitation mit dem Unternehmen bzw. der externen Institution, ob Sie die Regelungen der Habilitationsordnung zum Publizieren (Veröffentlichungen vor Abgabe der Arbeit und Veröffentlichung der fertigen Habilitationsschrift) einhalten können.
- Bitte wenden Sie sich vorab an Ihren Habilitationsausschuss.
- Bitte klären Sie generell, wie vertraulich und geschützt die Daten sind, die Sie im Rahmen der Kooperation mit Externen erheben/erarbeiten und wie die Ergebnisse veröffentlicht werden dürfen.
- Das Urheberrecht und die daraus resultierenden Verwertungs- und Nutzungsrechte stehen allein Ihnen als Verfasserin bzw. Verfasser zu. Aber: Sie können anderen Personen/Einrichtungen Nutzungsrechte vertraglich einräumen. Bitte achten Sie darauf, dass Sie Ihre Rechte nicht 'versehentlich' abtreten (z. B. indem Sie eine Vereinbarung für eine Sperrfrist mit Blick auf Veröffentlichungen unterschreiben).
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